Kulturelle und soziale Leistungen ökonomisch bewerten

 

Lässt sich der kulturelle und soziale Wert von Stadtgrün messen und mit Geldwerten ausdrücken? Eine solche umweltökonomische Bewertung ist möglich, wenn man mit sogenannten Choice-Experimenten die Zahlungsbereitschaft der Stadtbewohner*innen erhebt: Wie viel wären die Anwohner*innen bereit, für einen neuen Garten oder Park mit bestimmten Eigenschaften zu bezahlen? Diese Zahlungsbereitschaft lässt auf die Wertschätzung der Bevölkerung schließen und kann zur Berechnung des sozialen und kulturellen Werts von Gärten und Parks genutzt werden.

  

Fotos: himmelbeet

Choice Experiment: Welche kulturellen Leistungen sind den Stadtbewohner*innen besonders viel wert?

Das Choice Experiment im Projekt GartenLeistungen war Teil einer repräsentativen Umfrage: In Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa wurden im September und Oktober 2020 knapp 2.300 Personen aus Berlin und Stuttgart befragt – darunter Menschen aus allen Einkommensgruppen, Alters- und Bildungsschichten.  

 

Das Choice Experiment stellte den Befragten ein hypothetisches Szenario vor: Sie sollten annehmen, dass in ihrer Nachbarschaft ein neuer Park oder Garten entstehen könnte. Dann wurden ihnen verschiedene Optionen vergleichend angezeigt: Die möglichen Gärten oder Parks unterschieden sich in Eigenschaften wie Größe, Entfernung vom Wohnort, Ausstattung und Pflege. Jede Option erforderte auch einen bestimmten finanziellen Beitrag der Anwohner*innen. Die Befragten mussten in acht Fragen je zwischen zwei solcher Optionen wählen oder sich alternativ ganz gegen die Entstehung eines neuen Gartens bzw. Parks entscheiden. 

 

Fotos: Viviann Remmel / himmelbeet

Ökonomische Bewertung kultureller Leistungen durch die Zahlungsbereitschaften

Aus den Ergebnissen des Choice Experiments leitete das IÖW mithilfe von statistischen Modellen ab, wie viel die Einwohner*innen von Berlin und Stuttgart durchschnittlich für Gärten und Parks mit bestimmten Eigenschaften zu zahlen bereit wären. 

 

Für die Entstehung eines neuen kleinen Parks in direkter Nachbarschaft mit minimaler Ausstattung und Pflege waren die Befragten durchschnittlich bereit, 21 Euro im Jahr zu zahlen. Für Gemeinschaftsgärten lagen die Zahlungsbereitschaften noch höher mit jährlich 41 bis 48 Euro, für Kleingärten mit etwa 30 Euro. Eine verbesserte Ausstattung und Pflege führt zu höherer Zahlungsbereitschaft. 

 

Hochrechnung auf einen bestimmten Park oder Garten

Der kulturelle und soziale Wert eines spezifischen Gartens oder Parks ergibt sich, wenn die Zahlungsbereitschaften aller Anwohner*innen zusammengerechnet werden. Um eine präzisere Schätzung zu erreichen, wurden die besonderen Eigenschaften der Nachbarschaft berücksichtigt; das Durchschnittsalter, die durchschnittliche Haushaltsgröße, die Bevölkerungsdichte und die Grünflächenausstattung. So kann der Wert eines Parks in der dicht besiedelten Innenstadt höher ausfallen als am Stadtrand: Viel mehr Haushalte profitieren davon, für die sonst weniger alternative grüne Freiräume erreichbar wären.